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Souveräner Zugriff auf Orgelliteratur aus vier Jahrhunderten

Veröffentlicht am 23.08.2016
in Ludwigsburger Kreiszeitung

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Souveräner Zugriff auf Orgelliteratur aus vier Jahrhunderten

Das eineinviertelstündige Programm
durchmaß Orgelliteratur aus vier Jahrhunderten
mit hochsouveränem Zugriff:
Fulminant bereits der Auftakt mit der
2. Sonate in d-Moll, op. 60 von Max Reger
(1873-1916): Von starken Kontrastbildungen
geprägt der mit „Improvisation“
überschriebene Kopfsatz, drängende
Harmonik trifft auf grüblerische Reflexionen,
flüssiges Laufwerk findet sich dunklen
Borduntönen gegenübergestellt, Haas
lässt die raumgreifenden Akkorde auf der
Klais-Orgel in gesteigerter Dringlichkeit
zu einer immensen, geradezu körperlich
packenden Klangfülle im Fortissimo kulminieren.
Introspektiv dagegen die „Invocation“,
verschattet und jetzt fast körperlos
dahinhuschende Motive – undeutlichen
Figuren in einem erblindenden
Spiegel gleich. Neben Richard Strauss
und Arnold Schönberg gilt Reger als einer
der Wegbereiter der Moderne. Während
Regers zentral in seinem Schaffen stehende
Orgelwerke formal Anschluss an
das epochale OEuvre von J.S. Bach (1685-
1750) suchen, ist ihr Klangideal deutlich
von Liszt und anderen Komponisten der
Hochromantik geprägt und explizit mehr
Brahms als Wagner verpflichtet, wovon
die abschließende „Introduktion und Fuge“
ein schönes Beispiel gibt: Aufgefächert
wie in einer Spektralanalyse die
Klangfarben, erscheint ein Thema in fahlem,
silberhellem Kolorit, das sich immer
wieder in einem Meer schillernder Tonwerte
auflöst und nur sporadisch an der
Oberfläche erscheint.

Ludwigsburger Kreiszeitung

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