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Glockenstreit: Pfarrer sucht das Gespräch

Veröffentlicht am 17.03.2016
in Ludwigsburger Kreiszeitung

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Glockenstreit: Pfarrer sucht das Gespräch

„Ich wache ja nicht jede Nacht
auf, aber eben immer wieder.“
Die Rede ist von den Viertel-,
Halb- und Stundenschlägen an
der Stadtkirche, die nachts an die
Zeit erinnern. Tatjana Gieloff
sitzt auf ihrem Sofa in der Kirchstraße
und serviert Getränke für
ihre Gäste. Sie zog vor vier Jahren
nach Ludwigsburg und kam von
der Kirche nicht los: Erst zog sie
an den Holzmarkt, seit einem
halben Jahr wohnt sie in der
Kirchstraße. Es ist, als hätte man
eine Linie gezogen, mit der
Stadtkirche in der Mitte. Jetzt fordert
die 27-Jährige, die Kirchenglocken
nachts auszustellen (wir
berichteten).
Der Glockenstreit hat nun
auch den SWR angezogen.Am
Montagabend besuchte Thomas
Schilling vom SWR 4 Tatjana Gieloff
in ihrer Wohnung, inklusive
Aufnahmen von den Glocken,
natürlich. Zu hören waren diese
gestern beim Sender. Sie hatte
zudem Mitstreiter eingeladen.
Zum Beispiel José Santos: Er
wohnte mit seiner Frau in der
Wilhelmstraße, seine Lärmprobleme:
tagsüber der Verkehr,
nachts die Kirchenglocken.
Mittlerweile hat auch OB Werner
Spec ihre Anfrage auf der
Website frag-den-ob-ludwigsburg.
de beantwortet. Äußerst
freundlich hatte sie ihn aufgefordert,
Ludwigsburg auch nachts
„zur schönsten Stadt der Welt“
zu machen. Er werde den Kontakt
zu den Kirchen aufnehmen,
so der OB, und ihr Anliegen vortragen.
Die Entscheidung allerdings
liegt bei den Kirchen. Der Pfarrer
der Stadtkirche, Wolfgang Baur,
hatte bereits ein Gespräch angeregt,
war am Montagabend allerdings
verhindert. Seine Botschaft:
„Sprechen Sie mit uns.“
Denn technisch ist die Stille mit
elektronischer Steuerung ohne
großen Aufwand machbar, inhaltlich
entscheide der Kirchengemeinderat.
Tatjana Gieloff will
nun den Weg ins Pfarramt antreten
und ist überrascht von der
Offenheit: „Ich dachte, wenn ich
da ankomme und sage, macht
die Glocken aus, spricht keiner
mit mir.“

Ludwigsburger Kreiszeitung

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